Was passiert bei einem Trauma?
Während eines Traumas wird das Gehirn massiv mit toxischem Stress überflutet. Der Hippocampus (zuständig für episodisches, raum-zeitliches und sprachliches Gedächtnis) schaltet ab, der Präfrontale Cortex, der normalerweise unsere Handlungen steuert, fährt herunter.
Stattdessen dieser Modus: Fliehen, Kämpfen und wenn das nicht geht: Einfrieren, Schockstarre, totaler Zusammenbruch. Die Schmerzwahrnehmung nimmt dabei ab, das Bewusstsein „zersplittert“ und speichert das Erlebte nur in Fragmenten. Um alles zu überleben, es auzuhalten..
Aus dem „Totstellreflex“ resultiert Dissoziation, in der das Abgespaltensein als (einstmals hilfreiche) Strategie zum Symptom wird.
Das Trauma ist dann wie eine Wunde. Eine Posttraumatische Belastungsstörung manifestiert sich in ständiger Übererregung (Nervosität, Konzentrationsstörungen, Überängstlichkeit, Schlafstörungen…), Vermeiden von allem, was mit dem Ereignis zu tun hat… und dem „Wiedererleben“ des Traumas. Schlüsselreize, sogenannte Trigger, wie ein bestimmter Geruch, ein Geräusch oder die Ähnlichkeit eines Menschen mit dem Täter können Intrusionen oder Flashbacks auslösen. Betroffene werden darin mit voller Wucht emotional noch einmal in die auslösende Situation hineingerissen und erleben diese mit allen Sinneseindrücken wieder, als würde sie gerade real stattfinden.
Was kann helfen?
Am wichtigsten: soziale Unterstützung! Durch das darüber Reden kann das Trauma erst richtig realisiert werden. Viele versuchen sehr lange, es „wegzudrücken“, um weiter funktionieren zu können. Aber der Preis ist groß. Oft verlagert sich der Schmerz auf die körperliche Ebene, Schmerzen und Krankheiten entstehen. Die Fähigkeit zu Empathie leidet, Selbstfürsorge bleibt oft ganz auf der Strecke.
In der Traumaberatung geht es zuerst darum, im geschützten Rahmen das aussprechen zu können, was so schwerfällt. In dem Wissen, der Andere hält das aus. Ohne selbst davon belastet zu sein, ohne zu bewerten, zu bagatellisieren und ohne „toxische Positivität“.
Wir finden gemeinsam funktionierende Strategien für den Umgang mit extremer Anspannung, wie z.B. bei Flashbacks, v.a. selbstwirksam angewendet werden können.
Und wir arbeiten mit verschiedenen sanften Methoden daran, ein Gegengewicht zu den Schreckensbildern der Vergangenheit zu schaffen und einen selbstfürsorglichen Umgang einzutrainieren. Auch selbstschädigende Muster und Glaubenssätze können in der Beratung erkannt und verändert werden.
Traumaberatung versteht sich als Bindeglied zwischen Trauma und Traumatherapie. In der Therapie wird das Trauma mittels verschiedener Techniken (z. B. EMDR) konfrontiert, um später als Narrativ in die eigene Biografie integriert zu werden. Um sich bewusst zu erinnern an das, was man erlebt hat und was zu einem gehört. Und nicht davon überrannt zu werden im Jetzt.