Shirin Yoku, japanisch für Waldbaden, habe ich letzten Woche in den uckermärkischen Wäldern mal wieder ausgiebig in seiner Wirkung getestet.. 😉
Dass ein Spaziergang in der Natur ein heilsamer Kontrast zum hektischen Alltag sein kann, ist nicht wirklich neu. Shirin Yoku geht aber weiter und meint das „Aufsaugen der Waldathmosphäre“, das ganz konkrete positive Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit hat. In Japan wird shinrin yoku deshalb als Naturtherapie erforscht und gefördert, vielleicht auch, weil rund 67 % der Landfläche Japans durch Wälder bedeckt ist.

Verantwortlich für die stressreduzierende und stimmungsaufhellende Wirkung des Waldes sind die sogenannten Phytonzide. Das sind organische Verbindungen, die Pflanzen ausströmen, um Bakterien, Pilze und Insekten abzuwehren. Beim Einatmen der Phytonzide lösen diese beim Menschen ein Gefühl der Ruhe aus und senken den Blutdruck und die Aktivitäten des präfrontalen Kortex. Außerdem wird das Stresshormon Cortisol verringert. Dadurch wiederum verbessert sich Herzratenvariabilität, welche dafür verantwortlich ist, wie gut das Herz mit Stress umgeht (siehe letzter Blogeintrag hier).
Besonders lichte Baumbestände aktivieren den Parasympathikus so stark, sodass die Stresshormone Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin massiv zurückgehen, was für Jeden positive Wirkungen hat, v.a. aber stressbedingten Erkrankungen super entgegen wirken kann.
Sehr spannend ist auch, dass die Phytonzide einen positiven Einfluss auf die Anzahl und Aktivität der natürlichen Killerzellen haben. Diese setzen nämlich Proteine zur Bekämpfung von Krebszellen frei, weshalb das regelmäßige Waldbaden der Krebsbildung präventiv entgegenwirken könnte. Der Zustand der erhöhten NK-Zellen-Aktivität hält nachweislich mindestens sieben Tage nach einem Besuch im Wald an.

Was Shirin Yoku noch kann..

  • Der Wald dämmt den Lärm – schon 100 Meter vom Waldrand ist der Lärm nur noch halb so stark. Das wirkt sich positiv auf alle Beschwerden aus, die durch Reizüberflutung entstehen
  • Grün wirkt beruhigend. In der medizinischen Farbtherapie gilt Grün als Farbe, die den Rhythmus von Herz und Nieren ausbalanciert und bei Magengeschwüren, Allergien, Augenermüdung sowie bei Anzeichen vorzeitigen Alterns eingesetzt wird. Grün wirkt regenerierend und stärkt das Auge für andere Eindrücke.
  • Die Baumkronen bewirken durch ihr Blätterdach und durch Verdunstung angenehme Kühle, höhere Luftfeuchtigkeit und weniger Wind. Das wirkt positiv auf Beschwerden der Atemwege und bei Kopfschmerzen.
  • Federnder Boden hilft bei bei Gelenk- und Rückenbeschwerden
  • Allein der Anblick von Wald heilt – das ist erwiesen! Patienten einer Klinik brauchten nach der OP weniger Schmerzmittel und konnten früher entlassen werden, wenn sie auf Wald – statt auf eine Mauer geschaut haben.
  • Die Stimulation der Sinne durch Natureindrücke hat einen positiven Effekt auf Menschen mit Demenz oder Alzheimer – die Konzentrationsfähigkeit älterer Menschen erhöht sich nach dem Aufenthalt in der Natur.
  • Die Luft im Wald ist so staubarm wie am Meer oder in den Bergen, v.a. Nadelwälder (die Nadeln wirken auch im Winter wie ein Sieb, in dem Staub hängen bleibt, die Luft ist bis zu 90 staubärmer als in der Stadt

Mehr Interessantes zum Waldbaden gibt’s z. B. hier: https://www.bundesverband-waldbaden.de/